Interview: Das Verhalten der Verkehrsnetze ist oft unvorhersehbar
In unserem neuesten Interview setzen wir uns mit Daniel Hoyne, Head of Solution Consulting bei Kapsch TrafficCom APAC, zusammen, um die neuesten Entwicklungen im Bereich der vernetzten Fahrzeuge zu erkunden, wobei wir uns besonders auf den intelligenten Korridor des AIMES-Projekts konzentrieren. Wir erörtern die Ziele des Projekts, die eingesetzten Technologien und ihre Auswirkungen auf das Verkehrsmanagement im Vergleich zu herkömmlichen Systemen. Dieses Gespräch verspricht, die Integration von fortschrittlichen Sensoren, KI und maschinellem Lernen zur Verbesserung des Verkehrsflusses und der Sicherheit zu beleuchten, insbesondere im Zusammenhang mit autonomen und vernetzten Fahrzeugen.
Was ist der Hauptzweck des intelligenten Korridors im Rahmen des AIMES-Projekts?
Forschung in einer realen Umgebung, in der die Ergebnisse des Projekts auf Szenarien angewendet werden können, die Menschen und den Personen- und Güterverkehr in einem Verkehrsnetz betreffen.
Wie unterscheidet sich der intelligente Korridor von traditionellen Verkehrsmanagementsystemen in Bezug auf Infrastruktur und Technologie?
Im KiC (Kapsch intelligent Corridor) wird viel mehr Technologie eingesetzt als bei normalem Verkehrsmanagement. Das liegt daran, dass wir mit einem Forschungsgedanken an das Projekt herangehen. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir alle Technologien auf einmal einsetzen, sondern in bestimmten Situationen, um die Effektivität von kombinierten Technologien zu messen, die eine positive Veränderung in einem Netz bewirken. Die Infrastruktur wird im Rahmen des Projekts nicht verändert, sondern wir nutzen das, was bereits an Verkehrssignalen und Beleuchtungsmasten vorhanden ist. Dadurch wissen wir bei Einsätzen außerhalb des KiC bereits, welcher Ansatz für ein bestimmtes Szenario der beste ist.
Welche Art von Sensoren und Geräten sind in den intelligenten Korridor integriert, um Daten zu sammeln und den Verkehrsfluss zu verbessern?
Als Teil des KiC haben wir Kameras, DSRC, straßenseitige Einheiten, spezielle Verkehrserkennungskameras, die Kapsch EcoTrafiX Plattform und die Deep Learning Versatile Platform eingesetzt. Sie alle werden in spezifischen Szenarien wie Event Management, Fußgängererkennung, Yellow Box Detection und Connected Vehicle-Szenarien eingesetzt. Darüber hinaus haben wir auch Zugang zu den Sensoren, die das Verkehrsministerium in Form von Bluetooth-Beacons, Ereignisdaten und Vorfallsdaten verwendet, und wir erhalten auch Daten vom Bureau of Meteorology. All diese Sensoren und Daten werden kombiniert, um ein Situationsbewusstsein für den intelligenten Kapsch-Korridor zu schaffen.
Wie interagieren diese Technologien mit autonomen Fahrzeugen und welche Vorteile bringen sie in Bezug auf Sicherheit und Effizienz?
Wir haben mit Lexus Australia Tests mit vernetzten Fahrzeugszenarien durchgeführt - dazu gehörten Rotlicht-Warnungen und Fußgängererkennung oder Abbiegewarnungen. Diese Szenarien wurden speziell im Hinblick auf die Sicherheit von Fahrern und Fußgängern entwickelt. Wenn es um vernetzte Fahrzeuge geht, steht die Sicherheit bei unseren Tests und Versuchen im Vordergrund, und mit Lexus hatten wir bei diesen Versuchen großen Erfolg - das White Paper ist auf der Website verfügbar.
Was die Effizienz von vernetzten Fahrzeugen anbelangt, so ist eine höhere Sättigung oder Konzentration von vernetzungsfähigen Fahrzeugen in einem Gebiet erforderlich. Im Moment ist das in Melbourne noch nicht möglich, aber wir entwickeln aktuell unser Kontrollzentrum für vernetzte Mobilität, das uns für zukünftige Versuche mit vernetzten und automatisierten Fahrzeugen rüsten wird.
Gibt es in dem Korridor spezielle Maßnahmen oder Technologien zur Förderung des nachhaltigen Verkehrs, wie z. B. Elektrofahrzeuge oder Fahrradfahren?
Elektrofahrzeuge sind nicht Teil des Programms innerhalb des intelligenten Korridors von Kapsch. Der Grund dafür ist, dass die Politik für Elektrofahrzeuge auf staatlicher Ebene entschieden wird. Es werden aber sowieso die meisten Elektrofahrzeuge im Rahmen eines Konzepts für vernetzte Fahrzeuge abgedeckt, da sie die fortschrittlichsten Fahrzeuge auf der Straße sind, und auch über die vernetzten Funktionen verfügen, die Teil unserer Versuche mit vernetzten Fahrzeugen sein werden.
Wie tragen die im intelligenten Korridor gesammelten Daten zu den allgemeinen Zielen des AIMES-Projekts bei?
Die im Rahmen des Projekts gesammelten Daten aus dem KiC bilden die Grundlage für viele der von der Universität Melbourne erstellten Arbeiten. Diese Forschungsarbeiten werden dann auf Foren und Konferenzen in der ganzen Welt präsentiert.
Welche Rolle spielen KI und maschinelles Lernen bei der Analyse und Optimierung des Verkehrsflusses innerhalb des intelligenten Korridors?
In bestimmten Szenarien spielt KI eine Rolle bei der Geschwindigkeitsklassifizierung und der Identifizierung der Fahrtrichtung von Akteuren auf der Straße, was für die Sicherheit und Effizienz eines Korridors wichtig ist. Die vielseitige Deep-Learning-Plattform setzt außerdem KI-Algorithmen ein, die ihr helfen, die Elemente des Straßennetzes in Bezug auf Fußgänger, Fahrzeuge, Straßenbahnen und andere Elemente klarer und genauer zu erkennen.
Wie werden Fußgänger und nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer, wie z. B. Radfahrer, in dem intelligenten Korridorsystem geschützt?
Durch den Einsatz unserer DLVP können wir diese Arten von Verkehrsteilnehmern genauer identifizieren. Sobald wir in der Lage sind, sie zu identifizieren, können wir eine genauere Szenarioplanung für sie durchführen. Dies ist eine wertvolle Fähigkeit, die Straßenbetreiber in Zukunft benötigen, da multimodaler Verkehr zu einer größeren Priorität und Notwendigkeit für nachhaltige Verkehrsnetze wird. In den kommenden Jahren wollen wir Elemente der DLVP-Szenarioplanung für diese Arten von Verkehrsteilnehmern einsetzen.
Auf welche Herausforderungen oder Einschränkungen sind wir bei der Umsetzung des intelligenten Korridors in Melbourne gestoßen?
Bei der Durchführung eines Forschungsprojekts gibt es viele Herausforderungen, da es viele Unbekannte Variablen gibt. Wir können bestimmte Szenarien planen, aber da es sich um eine reale Umgebung handelt, sind wir oft mit Verkehrselementen konfrontiert, die sich unvorhersehbar verhalten. Dies ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance, denn genau aus diesem Grund führen wir Forschungsprojekte in einer realen Umgebung durch.
Andere Herausforderungen bei der Einführung des intelligenten Korridors von Kapsch sind ähnlich wie bei jedem anderen Projekt, das mit der Vorbereitung der Infrastruktur zu tun hat, z. B. die Einbindung von Interessengruppen und Partnern und die Festlegung von Schlüsselergebnissen in einer nicht projektbezogenen, nicht ausgeschriebenen oder vertraglichen Vereinbarung.
Was sind die nächsten Schritte bei der Entwicklung des intelligenten Korridors?
Die nächsten Schritte umfassen einerseits die Zusammenarbeit mit Partnern, von Anbietern öffentlicher Verkehrsmittel bis hin zu anderen Technologieanbietern. Außerdem geht es auch die Imitation einer realen Mobilitätspolitik in einer Stadt, wo mehrere Behörden und private Anbieter auf dem Feld aktiv sind und viele verschiedenen Dienstleistungen anbieten.. Auch aus diesem Grund arbeiten wir in einer realen Umgebung, um nicht nur die Technologie zu testen und zu verbessern, sondern auch den besten Ansatz zu finden, wenn es um zukunftsorientierte Technologien und die Bewältigung bestehender Herausforderungen geht. Nach Jahren der Bereitstellung von Technologien und Plattformen und der Einführung der wichtigsten Voraussetzungen für den intelligenten Korridor von Kapsch konzentrieren wir uns in diesem Jahr darauf, mehr Szenarien und Anwendungsfälle zu entwickeln und mehr Ergebnisse und White Papers zu erstellen, um den Nutzen unserer Arbeit in der Industrie und bei den Behörden bekannt zu machen.
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