Going local. Growing global. Interview mit Carolin Treichl.
In unserer Interview-Serie Going local. Growing global. Stellen wir unsere Regionen und Führungskräfte vor, um ihre Besonderheiten und Bedeutung hervorzuheben.
In dieser Ausgabe: Lernen Sie Carolin Treichl kennen, EVP Region EMENA und Marketing and Communications.
Q: Nirgendwo lieben die Menschen ihr Auto so sehr wie in Deutschland, das ist die größte Volkswirtschaft in deiner Region. Wir haben uns Mal genauer angesehen: Durchschnittlich stecken Autofahrer:innen in den Städten Köln, Berlin oder Hamburg ganze 186 Stunden pro Jahr im Stau. In welcher Stadt bist du das letzte Mal länger als 30 Minuten im Stau gestanden.
CT: Das ist eine interessante Frage und tatsächlich war das letzte Woche in (Dublin 2, Krakau 19). Wie für jeden anderen ist das auch für mich ärgerlich und verlorene Lebenszeit. Dazu kommt natürlich, dass ich in meiner Rolle weiß, dass es Lösungen für solche Probleme gibt. Neben der verlorenen Lebenszeit hat das erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, da diese Zeit nicht produktiv genutzt werden kann. Wenn man dann noch die Umweltbelastung durch den erhöhten Treibstoffverbrauch und den vermehrten Emissionsausstoß dazurechnet, ist offensichtlich, dass hier etwas getan werden muss.
Q: Carolin du leitest seit einem Jahr die Region EMENA. Was sind aus deiner Perspektive die Besonderheiten?
CT: Jetzt lasse ich einmal die sprachlichen und kulturellen Unterschiede außen vor. Ich denke, dass kaum eine andere Region eine so hohe Komplexität hat. Es gibt für die Region definitiv keinen One-fits-All Ansatz, der sich auf jeden Markt gleich anwenden lässt, sondern man muss die Eigenheiten und Unterschiede der einzelnen Länder erkennen, kennen und verstehen. Dies ist für uns eine Herausforderung in Zeiten, wo mehr Standardisierung wichtig ist, um kompetitiv zu sein.
Q: Wie würdest du deine neue Funktion bisher beschreiben? Was waren die größten Herausforderungen?
CT: Es war wirklich eine spannende und herausfordernde Zeit für das gesamte Team bisher. In vielen Bereichen gab und gibt es kleinere und größere „Baustellen“, das gehört zum Geschäft dazu. Die wichtigsten Punkte für mich waren seit Tag eins: Fokus, Priorisierung und eine konsequente Realisierung. Mir persönlich ist es wichtig, dass wir das auch als gesamtes Team leben und anwenden. Darüber hinaus: unsere Salescycles sind relativ lange, sodass wir Geduld brauchen, bis wir den Erfolg sehen.
Geduld ist by-the-way meine größte persönliche Herausforderung – denn die habe ich nicht.
Q: Obwohl die Länder sich in manchen Punkten unterscheiden: Gibt es Themen die in deiner Region in den nächsten Jahren länderübergreifend bestimmend sein werden?
CT: Das ist ganz klar das Thema Nachhaltigkeit. Das Thema muss und wird sich durch alle Bereiche ziehen und uns und unsere Arbeit auch klar für kommende Generationen prägen. Hierzu macht die Europäische Union einiges, um das zu forcieren. Gerade Städte profitieren davon und somit ergeben sich für uns große Potentiale im Bereich Traffic Management. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Portfolio einen großen Beitrag leisten können. Die Technologien und Lösungen sind da, jetzt geht es darum Bewusstsein zu schaffen.
Q: Bein Thema Nachhaltigkeit gibt es gerade in der EU ja auch Rechtliches zu beachten?
CT: Absolut! Die EU klassifiziert aktuell wirtschaftliche Aktivitäten in Richtung Nachhaltigkeit. Unser Ziel ist es natürlich so weit als möglich „taxonomiekonform“ zu werden. Das bedeutet, dass wir die Kriterien der Taxonomieverordnung der EU erfüllen. Die Taxonomieverordnung wird früher oder später öffentliche Vergabe berühren und dann für unsere Kunden relevant werden. Erste Anzeichen dafür gibt es jetzt schon.
Q: Ist ein Umdenken bei Kundinnen und Kunden bereits erkennbar? Steigt die Nachfragenach nachhaltigen Lösungen oder ist das Thema noch nicht in allen Köpfen angekommen?
CT: Ich sehe auf jeden Fall ein Umdenken. Nur geht es meiner Meinung nach nicht schnell genug, wo wir wieder beim Thema „Geduld“ wären. Hier kommt auch meine Kommunikations-Perspektive ins Spiel: Wir müssen uns in den Köpfen der KundInnen so positionieren, dass wir die erste Wahl sind, wenn es darum geht Verkehr nachhaltiger zu gestalten und Staus zu reduzieren.
Q: Welche Vorzeigeprojekte im Bereich Nachhaltigkeit gibt es in deiner Region?
CT: Das sind ganz klar die Low Emission Zones. Hier gibt es tolle Beispiele: Stockholm konnte durch die Einführung von Low Emission Zones 14 Prozent an CO2-Emissionen einsparen, London ganze 20 Prozent. Das sind Zahlen von denen andere Städte nur träumen können.
Einer meiner persönlichen Highlights ist die so genannte „Green Gantry“, eine Mautbrücke aus Holz. Vor wenigen Wochen bin ich auf unsere geklettert, die auf der Kapsch TrafficCom-Teststrecke in Teesdorf (Niederösterreich) errichtet wurde. Bei der Qualität ist sie mit einer herkömmlichen Mautbrücke aus Stahl absolut vergleichbar. Da Holz im Vergleich zu Stahl einen bis zu zwanzigfach geringeren CO2 Fußabdruck hat, werden die Umweltauswirkungen damit massiv verringert.
Q: Kannst du uns verraten, was deine Pläne für die Region sind und wohin die Reise geht?
CT: Wesentliche Wachstumsbereiche werden Urban/Smart City Management und C-ITS Lösungen sein. Tolling wird aber in den kommenden Jahren uns Hauptumsatztreiber bleiben. Das Thema „Partnerschaften“ wird ebenfalls in den Fokus rücken.
Und generell: Die Transformation fortsetzen – die Reise ist noch nicht beendet. FY24 wird ein spannendes Jahr! Die Pipeline in EMENA ist voll und ich freue mich darauf mit allen Kolleginnen und Kollegen in EMENA auch in FY24 den gemeinsamen Weg weiterzugehen.
Q: Als Abschluss: Was ist deine persönliche Lieblingsstadt in deiner Region?
CT: Ganz klar: Madrid!